Palamidi

Wenn Sie sich an jenem Abend wie wir auf den Weg gemacht hätten durch die zu solch später Stunde ruhige, fast menschenleere Stadt; wenn sie ferner vorbeigegangen wären an den kleinen Gaststätten, die ihre Tische und Stühle auf der Straße aufgebaut haben, vorbei an den Juweliergeschäften, die alle das Gleiche anbieten, an den Souvenierläden, in denen es wirklich nichts zu kaufen gibt; wenn Sie so schließlich den Rand des Ortes erreicht hätten, zwischen den beiden Hügeln und sich dem Berg zur Linken zugewandt hätten; wenn Sie wie wir die Treppe hinaufgestiegen wären, alle neunhundertundelf Stufen; wenn Sie dort oben erschöpft festgestellt hätten, daß es nicht mehr weiter geht, es sei denn über die Mauer und wenn Sie die Mauer überwunden hätten; wenn Sie dann dem Weg gefolgt wären, in den kleinen Burghof; wenn Sie all dies getan hätten, dann hätten Sie uns gesehen, zwanzig Personen, müde, vielleicht noch etwas außer Atem, alle ausgelassen, glücklich.

Vielleicht hätten Sie den Kopf in den Nacken gelegt und den Himmel abgesucht nach dem Grund für unsere Freude und Sie hätten sie gesehen, die unzähligen Sterne, mehr als Sie zu Hause sehen können. Sie hätten zum ersten Mal verstanden, was ein Sternenhimmel ist.

Und Sie hätten plötzlich Musik vernommen, erst langsame, getragene Töne eines Zupfinstrumentes, dann immer mehr Instrumente und Sie hätten gesehen, wie wir uns versammelten und, zunächst etwas unbeholfen, denn die Schritte waren uns fremd, dann flüssiger, sicherer zu tanzen begannen, langsam, dann immer schneller, schneller und schneller, bis unsere Gruppe schließlich auseinanderbrach, um sich bald darauf von Neuem zu formieren.

Sie hätten auch die Kerzen gesehen, das Lachen gehört, das Strahlen unserer Augen bemerkt; Sie hätten gespürt, wie es war auf Palamidi.

(C)1995 Richard Brauer


Dieser Text entstand unter dem Eindruck meiner Studienfahrt nach Griechenland im Herbst 1995. Palamidi ist eine alte venezianische Festung, die über der Bucht von Nauplion im Südwesten der Peleponnes gelegen ist. In einer warmen Griechischen Herbstnacht (die es problemlos mit jeder Deutschen Sommernacht aufnehmen kann) haben wir mit etwa 20 Leuten diese Burg gestürmt und einen Geburtstag gefeiert. Die Kurzgeschichte wurde im Winter 1995 mit dem Literaturpreis des Ludwig-Georgs-Gymnasiums in Darmstadt ausgezeichnet.

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