Imagination

Stell Dir vor, Du bist die Frau im Mond. Jeden Abend lugst Du über den Rand der Erde hervor und schaust auf das Treiben derer, die sie bewohnen. Oder Du läßt Deine Augen ein wenig wandern, bewunderst die Schönheit all der Sterne, der Schneeweißen Tupfer auf der schwarzen Decke des Himmelbettes. Stell Dir vor, eines Tages verfolgst Du gedankenverloren den nächtlichen Beutezeug der siebenköpfigen Dachsfamilie - die Jungen dürfen inzwischen auch ihr Glück auf der Jagd versuchen - versuchst zu ergründen, was die Bewohner des greulichen Bungalows wohl auf ihrer Terrasse bereden, während in ihrem Garten die Glühwürmchen spielen(1), streichelst mit Deinem matten Schein die in ihren Nestern schlafenden Vögel und die volgelnesterplündernde Katze, sinnierst über den großen Plan, der hinter all dem stecken mag. Ja, nimm einfach an, Du liegst dort oben, eingekuschelt in Deine Sternenüberzogene Daunendecke, mit einer dampfenden Tasse Guten-Abend-Tees, Dein vergnügtes Gesicht schon halb im flauschigen Kopfkissen versunken - und plötzlich kommt eine freche Sternschnuppe vorbei (die in ihrem bequemen Gartensessel dösende Frau auf der Terrasse des greulichen Bungalows wünscht sich was) und begnügt sich nicht damit, an Deinen Füßen zu schnuppern, nein, gekitzelt wird, und zwar kräftig. Dein linkes Bein schießt empor - das sah auch schon mal eleganter aus, aber die letzte Balettstunde liegt schon ein paar Erdzeitalter zurück. Grummelnd begutachtest Du die störenden Falten in der gewöhnlich so schön glattgezogenen Bettdecke. An dem großen Teleskop gehen alle Warnlämpchen gleichzeitig an, als die Deichsel des großen Wagens einen Knoten erhält, das ganze Gefährt einen kapitalen Achsbruch erleidet und dem armen Schwan der Hals umgedreht wird.

Die Sternschnuppe erbringt unterdessen eindrucksvoll den Beweis ihrer Fähigkeit, bis zwei zu zählen und macht sich genüßlich an Deinem rechten Fuß zu schaffen. Diese Ratte! Der NASA-Computer, der aus den Bewegungen der Himmelskörper Datum und Uhrzeit berechnet, weigert sich aus Angst vor den zur Zeit die Erde beherrschenden Dinosauriern, das Haus zu verlassen und bestellt per Internet alle verfügbaren Bücher über Selbstverteidigung. Der Physikstudent auf der Terrasse des greulichen Bungalows erklärt der nicht mehr dösenden Frau im Gartensessel, daß die heftigen Bewegungen der Sterne auf große Temperaturunterschiede in benachbarten Luftschichten zurückzuführen seien und daß das ganze in kürzester Zeit wieder vorbei sein werde, während Cassiopeia die Form eines 'M's annimmt. Das mächtige Teleskop zeigt die ersten Bilder des Sternbildes Mausefalle. Immerhin weißt Du jetzt, daß Du Dir mit dem linken Knie das Nasenbein massieren kannst. Schmerzerfüllt hebst Du Deinen Kopf aus dem Kissen. In den Wäldern stimmen die Wölfe ihr Vollmond-Geheul an, die Schlafwandler springen aus ihren Betten und die Wetterfühligen träumen von der nächsten Springflut im Gartenteich. Im Spiegel betrachtest Du Dein vor Schmerz verzogenens Gesicht. Wenn Du dieses freche Ding erwischst... Ungläubig schüttelt der Hobbyastronom den Kopf, als das Mare Imbrium sich in seiner Form einer reifen Banane annähert. Dem Teleskop gehen alle Lichter aus, als die Mausefalle zuschnappt. Die Dachsfamilie ist zufrieden mit ihrer Jagdbeute und kehrt zurück in den gemütlichen Bau. Ein wenig verdrießlich schüttelst Du Deine Bettdecke aus und breitest sie schön eben auf der Matraze aus. Der Physikstudent beschließt, doch lieber Theologie zu studieren und die Frau im Gartensessel auf der Terrasse des greulichen Bungalows bemerkt entzückt, daß Orion endlich seinen Gürtel geradegerückt und Drago eine Lebensgefährtin gefunden hat.

Endlich geht die Sonne auf und wärmt mit ihren Strahlen Deine schmerzende Nase. Glücklich streckst Du Dich unter dem sterngetupften Stoff aus und überläßt diese blaugrüne Scheibe und ihre Bewohner mit all ihren kleinen Sorgen und nichtigen Problemchen sich selbst.

Stell Dir lieber nicht vor, Du seist die Sternschnuppe...

(1) So kann man das auch nennen...

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Hunde nicht von hinten...

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