Einige Haiku und Hokku
Wenn meine Mondin
den Tag mit der Nacht vertauscht Strahlt die
Dunkelheit
Eisige Kälte
zieht zwischen Halmen aus Gras
durch das weite Land
Die Eiskristalle
Glitzern auf den Zaunpfählen
Wie Diamanten
Wie Eiskristalle
Funkeln im Licht der Sonne
Die Diamanten
In blauen Nächten
Sitze ich unterm Birnbaum
Und warte auf mich
Rauschendes Wasser
Inmitten der endlosen
Wüste aus Beton
Von Bergen hinab,
Kühl, klar, rein und zerstörend,
Winterschmelzwasserbach
Dröhnende Berge
Gestörtes, verstörtes Tier
Frühlingsmanöver
Getöse, Geschrei
Wilde Kinder im nassen
Freibadgetümmel
Rauhe Herbstwinde
Der Zugvögel letzter Flug
Über buntes Land
Herzlich begrüßt Du
Voller Wärme, Schwede, mich
Mit einem Schneeball
Schönheit der Rosen
Blüten locken mit Duft und
Stechen Dir ins Herz
Am frühen Morgen
Ein Blick in den Spiegel und
Der Tag ist verlorn
Die Wiesen weinen
Lautlose Tränen der Nacht
Im Morgentauen
Am Flußufer tragen
Rutschige Steine duldsam
Des Wanderers Fuß
Die Seele des Sees
Breitet Ihre Blätter aus
von Blüten gekrönt
Ich möchte immer
Doch Haiku dichten kann ich
Nur im Sommerschein
Grünblaue Bälle
Wirbeln wie Flocken durchs All
Oder einer nur?
Ein Hauch von Abend
senkt sich erdwärts, das Schwinden
der Sonne, rosé...
Am Ufer, hör' doch,
Bambus, wie Glocken aus Holz,
Vom Winde bewegt
Ein Dreieck durchkreuzt
Deine Urlaubsträume grob
Haifischflossenschreck
Einmal im Leben
Die Welt von draußen sehen
Ach, Kindheitsträume
Ungetüm, Du speist
Dampf und Ruß in Sonnenluft
Für Stahlnostalgie
Rebellen kämpfen
Für die sterbenden Helden
Des Nichts, überall
Vergess'ne Pflanze
Unscheinbar wartetest Du
Auf Wassersegen
Ein Schaf blökt leise
Spiegelbild, der Schöpfer: Mensch
Ein Schaf blökt leise
Land, sonnenverbrannt
So viel Leben ist in Dir
Das kein Mensch erahnt
Ein Kind weint, schreiend
Stimmt ein zweites ein, Alltag
In kranken Häusern
Dort im Baumwipfel
Uns wiegen wie das treue
Amselpaar - Dein Traum
Schweine suhlen sich
Im Dreck und fressen alles
So menschlich erscheint's
Drohende Wolken
Mit Regen zu ertränken
Schickt Nordwind herbei
Glühende Schatten
Leiser wird die Gitarre
Das Feuer erlischt
Als Wasserspeier
stand einst ein Bronzereiher
Unten am Weiher
Atompilz, entfernt
Am Waldrand, oder etwa
Sonnenuntergang?
Deine Nase verrät
Liebliches Gedankenspiel,
Lachende Freundin
Sonnengerippe
Noch, doch bald schon werden
die Blätter sprießen
Leben? Ewger Kreis
Schwimmen in steten Bahnen
im Aquarium
Zwinkre! Lache, o
Lache - nicht! Ein einz'ges Mal
Stummes Spiegelbild
Virtual surprise
Human mind was beaten, too
Deeply thought deep blue
Der blaue Kronprinz
Des Königlichen Spiels ist...
Ein Computer nur
Helden sterben aus
Dies ist der Unterschied, nicht
Wird Deep Blue vergeh'n
(C)1999 Richard Brauer
W er jetzt Lust bekommen hat, vielleicht mal selbst ein paar solche Gedichte zu schreiben, der findet vielleicht in dieser Hilfedatei, die ich vor einiger Zeit mal geschrieben habe, ein paar Hinweise...
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